Die Artillerie der Festung Mainz

Geschütze, Munitions- und Artillerieräume


Die Festung Mainz war mit einer starken Artillerie, der sogenannten Fußartillerie ausgestattet. Diese war neben der Feldartillerie eine eigenständige Waffengattung und wurde als »schwere Artillerie des Feldheeres« bezeichnet.


Die Artillerie der Festung Mainz bestand aus 20 Batterien für Kanonen, Haubitzen und Mörser sowie 90 Geschütze in Flankenbatterien und sonstigen Aufstellungen. Für die mehr als 3.000 Artilleristen standen entlang der Selzstellung insgesamt 28 Artillerieräume zur Verfügung. Zur Lagerung der Munition dienten 22 Munitionsräume in der hinteren Linie. Insgesamt standen für die Batterien der Festung Mainz insgesamt 260 Geschütze zur Verfügung.

Die Artillerieräume
Für den äußeren Verteidigungsring der Festung Mainz wurden 28 Artillerieräume nach einem ähnlichen Muster wie die Infanterieräume gebaut. Sie dienten der Unterbringung der Soldaten von Artillerieeinheiten. Hierbei handelte es sich um vollwertige Unterkunftsräume mit allen versorgungstechnischen Einrichtungen, wie beheizte Mannschaftsunterkünfte, Offiziersraum, Küche, Vorratsraum und Latrine. 

22 große Artillerieräume hatten eine Belegungsstärke von einer Batterie, also von 6 Offizieren und 110 Mann. Die Grundfläche für die großen Artillerieräume betrug 14,72 x 10,19 m. Drei große Innenräume waren jeweils 5,94 x 2,90 m breit.
Die Besatzungen waren sitzend untergebracht. In zwei Räumen befanden sich jeweils vier Sitzbänke für bis zu 84 Soldaten. Für weitere 24 Soldaten waren Sitzbänke im mittleren Raum vorbereitet. In diesem Raum waren außerdem ein Fernsprechraum und der Raum für die Offiziere abgetrennt. In allen Räumen befand sich ein Ofen. Wasser konnten die Soldaten aus der Zapfstelle in einem der beiden Flure hinter der äußeren Eingangstür entnehmen. 

Neben diesen großen Artillerieräumen gab es 6 kleinere Werke, in denen nur die Hälfte einer Batterie, also 3 Offiziere und 54 Mann aufgenommen werden konnten. Die kleinen Artillerieräume verfügten über zwei große Räume, die lediglich eine Größe von 4,95 m x 2,90 m hatten. Der Grundriss der kleinen Werke betrug 11,28 x 9,20 m. Für die innere Flurwand und die äußere rückwärtige Wand der Anlagen hatte man Stahlbeton verwendet. Alle Werke waren an die militärische Wasserversorgung angeschlossen. Als Alarmeinrichtungen gab es Tonrohre, die in den hinteren Wänden verlegt worden waren.

Die Munitionsräume

 Die Munitionsräume dienten zur Unterbringung der Munition für die Artilleriebatterien im Zwischenfeld. Fast alle lagen, von Feindseite gesehen, in der hintersten Linie. Meistens baute man sie entlang der Militärstraßen und der Festungsbahn. Den Munitionsräumen waren immer bestimmte Artillerieräume zugeordnet. Beide Räume zusammen bildeten dann die Infrastruktur für einzelne Artilleriestellungen und deren Batterien.

Die Munition erhielten die Werke aus weiter zurückliegenden Munitionsdepots. Hierzu gehörten beispielsweise die Munitionsdepots vor der Stadt Mainz. Im Bereich der Selzstellung befanden sich das Pulverdepot bei Hechtsheim und das für die Versorgung der Westfront genutzte Munitionsdepot Uhlerborn.

Die zwanzig Munitionsräume waren in Betonbauweise erstellt. Die Größen der Munitionswerke unterschieden sich danach, welche Geschossarten hierin untergebracht wurden. Es gab Munitionsräume für 6-cm-Kanonen, für 9-cm-Kanonen, für 10-cm-Kanonen, für 12-cm-Kanonen, für lange 15-cm-Kanonen und für schwere 15-cm-Feldhaubitzen. Die Anzahl der gelagerten Geschosse war darauf ausgerichtet, eine Batterie drei Tage zu versorgen.

Die Werke für die Feldhaubitzen verfügten über drei große Räume und waren 17,65 m breit und 8,29 m tief. Geschosse für die 10-cm-Kanonen wurde in Werken mit einem Grundriss von 19,66 m mal 10,19 m, in insgesamt fünf Innenräumen gelagert. Deutlich kleiner waren die Werke für die die 9-cm-Kanonen. Diese hatten bei zwei Innenräumen ein Maß von 12,34 m mal 7,22 m. Drei Innenräume mit einem Grundriss von 12,73 m mal 7,22 m hatten die Munitionsräume für die 12-cm-Kanonen. Nur wenige Zentimeter länger, allerdings 9,20 m breit waren die Werke für die Geschosse der 15-cm-Kanonen, die auch für drei Innenräume ausgelegt waren.

 Zwei große Munitionsräume waren in Ebersheim und Wackernheim bereits 1910 in Friedenszeiten gebaut worden. Jeder der beiden Munitionsräume war 32 m lang, 13,15 m breit und innen 3,44 m bzw. 2,98 m hoch. Es gab jeweils sieben Innenräume und die gebrochenen Eingänge waren durch Luftdrucktüren gesichert, die mit Blech verstärkt waren.

Die Munitionsräume waren entweder direkt an die Festungsbahn angeschlossen oder befanden sich in ihrer Nähe. Sie hatten keinen Anschluss an die militärische Wasserleitung.


Quelle und Beschreibung der Bilder
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Bild oben groß: Munitionsraum und Befehlsraum auf dem Rabenkopf in Wackernheim mit den Gleisen der Festungsbahn (Quelle: Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin; nachträglich koloriert)
Bild Collage unten: Artillerie- und Munitionsräume der Selzstellung (Quelle: Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin)
Bilder Collage oben: Fußartillerie mit einer 15-cm-Ringkanone in einer ausgebauten Stellung (Quellen: Gemeinfrei); Erste Artillerieaufstellung der Festung Mainz im Ersten Weltkrieg, rekonstruiert um 1930 (Quelle: Handbuch der schweren Artillerie).

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